Ideal für den Nachbau wäre eine Trommel von z.B. 19" x 19" (ca. 48 x 48 cm), was den historischen Maßen von 50 x 50 cm schon recht nahe kommt und womit ein ausreichend großes Klangvolumen erzielt werden kann.

 

Eine gebrauchte Trommel mit den Abmessungen 16"/40,64cm x 19"/48,26cm kann sehr preiswert erworben werden. Sie hat die passende Höhe. Nur der Durchmesser ist etwas zu klein.

 

Die Trommel wird komplett in ihre Einzelteile zerlegt und die alte Farbe entfernt.

 

Gegenüber den Löchern für die Ösen zur Befestigung des Trageriemens wird mittig ein Schallloch von 38 mm Durchmesser in den Zylinder eingearbeitet.

 

Die Spannringe erhalten einen hellbraunen und der Zylinder einen rotbraunen matten Farbanstrich.

 

Bezüglich der künstlerischen Gestaltung zeigen historische Abbildungen:

- keinerlei Verzierungen

- in mehreren Kreisen um das Schallloch

  angeordnete Ziernägel

- eine mit Farbflächen gestaltete

  Trommeloberfläche (gerade Streifen, schräge

  Streifen, Dreiecke, geflammte Dreiecke)

- eine mit einem Wappen oder mit anderen

  Symbolen bemalte Trommeloberfläche

Wie sahen die Trommeln der Infanterie und der Dragoner im Dreißigjährigen Krieg aus?

Wenn Kanonen und Musketen abgefeuert werden, der Hufschlag hunderter Pferde übers Schlachtfeld dröhnt und sich mit vielen weiteren Geräuschen mischt, entsteht ein Schlachtenlärm, den man als dumpf oder dunkel bezeichnen könnte.

 

Sollen zur Befehlsgebung akustische Signale verwendet werden, müssen sich diese durch helle scharfe oder hohe Töne gut von der allgemeinen Geräuschkulisse abheben.

 

Die Regimenter zu Ross

 

Die Kavallerie kämpft zu Ross und muss demzufolge mit Signalmitteln ausgestattet sein, die während des Reitens mitgeführt und benutzt werden können. Jede  Kompanie hat einen Kornett mit einer Standarte, ca. 50 cm hoch und ca. 60 cm breit, die an einer Reiterlanze befestigt ist, sowie zwei Trompeter mit Naturton-Trompeten. Die Standarte dient als taktisches Zeichen und mittels der Trompeten werden Befehle übermittelt. Die hohen lauten Trompetensignale sind im Schlachtenlärm gut zu hören.

 

Bei feierlichen Zeremoniellen spielen die Trompeter Musikstücke und Reitermärsche, bei denen sie durch Kesselpauker unterstützt werden. Diese spielen zu Pferd auf zwei Kesselpauken und dirigieren ihre Pferde mit den Füßen. Dazu sind die Zügel an den Steigbügeln befestigt.

„Die alten Schweden von 1637“, Historische Gruppe im „TCL 1969“ e.V., Delitzsch

 

Die Militärmusik im Dreißigjährigen Krieg

 

        Die Regimenter                     Die Trommeln                    Der Nachbau

 zu Ross, zu Fuß und die          für die Regimenter                       einer

            Dragoner                 zu Fuß und die Dragoner              Trommel

Kesselpauken der Kavallerie sowie Flöten und Trommeln der Infanterie, 1619

 

Die Regimenter zu Fuß

 

Die Infanterie kämpft zu Fuß, bewegt sich also relativ langsam, weshalb nicht so hohe Ansprüche an die Signalmittel gestellt werden, wie bei der Kavallerie. Jede  Kompanie hat einen Fähnrich mit einer Fahne, ca. 1,40 m hoch und ca. 1,50 m breit, die an einer einfachen Fahnenstange befestigt ist, sowie zwei Trommler und zwei Flötenspieler. Die Fahne dient als taktisches Zeichen und ist deshalb so groß, damit sie auch inmitten der Pikeniere noch erkennbar ist. Mit Trommelsignalen wird die Befehlsgebung unterstützt, wobei auf helle schnarrende Töne Wert gelegt wird, damit auch die Trommeln im Schlachtenlärm gut zu hören sind. Die Flötenspieler kommen im Gefecht meist als Melder zur mündlichen Befehlsweitergabe zum Einsatz.

 

Bei feierlichen Zeremoniellen und auf dem Marsch werden  Lieder und Märsche mit Querflöten und Trommeln gespielt.

Trommler um 1636

 

 

Die Dragoner

 

Sie sind Soldaten für Spezialaufgaben, die zu Fuß kämpfen, für den Marsch aber Pferde als Reittiere besitzen, wodurch sie sehr schnell an   neue Einsatzorte verlegt werden können. Zur besseren Beweglichkeit haben sie auch eine leichtere Bewaffnung und Ausrüstung. Gegenüber einer Infanteriefahne hat eine Dragonerfahne z.B. nur eine Höhe von ca. 1,00 m und eine Breite von ca, 1,60 m, meist mit einem schwalbenschwanzförmigen Ende. Ansonsten gilt sinngemäß das bei den Regimentern zu Fuß Gesagte.

Trompeter und Kesselpauker um 1693

Ein sehr informativer Artikel ist unter diesem Link erreichbar:

http://www.rimab.ch/content/forschungsprojekte/la-grande-ecurie-du-roi-de/tambours

Daraus ergeben sich die folgenden Erkenntnisse:

 

Die Trommeln waren anfangs sehr groß und der Durchmesser war gleich der Höhe.

1619:

Höhe und Durchmesser je 56,8 cm (22,36“)

In diesem Jahr wird erstmals eine Schnarrsaite auf dem Resonanzfell erwähnt.

1636:

Es werden zwei Schnarrsaiten auf dem Resonanzfell erwähnt.

1671:

Höhe und Durchmesser je 51,8 cm (20,39“),

ca. 45 cm lange Holzschlägel (also keine Filzköpfe!)

1761:

Höhe 46 cm (18,11“) und Durchmesser 38 cm (15“)

Die Trommelhöhe wird nun kleiner als der Durchmesser.

Die Trommel hat mehrere Schnarrsaiten und ein mittig liegendes Schallloch.

Marin Mersenne, Harmonie universelle, Paris 1636, Livre VII, S. 51. Foto: public domain.

Die Trommel hat ein ringsherum verziertes Schallloch.

St Chad's church, Farndon - the Civil War window, 1645/1662

Aus einem Besuch der Dauerausstellung und der Studiensammlung des Grassi-Museum für Musikinstrumente Leipzig und einem Gespräch mit dessen Direktor Herrn Prof. Dr. Josef Focht ergeben sich die folgenden Erkenntnisse:

 

Weltweit sind nur noch ganz wenige Trommeln erhalten, die aus der Zeit rund ums 17. Jahrhundert stammen. Eine genauere zeitliche Einordnung anhand der Jahresringe im Holz ist nicht möglich, da die Holzschichten zu dünn sind.

 

Eine auch schon 1636 erwähnte Trommel mit kleinem Durchmesser und langem Zylinder ist nicht militärisch. Sie wurde von Straßenmusikanten benutzt, die gleichzeitig Trommel und Flöte spielten.

Unter dem Link http://www.lefima.de/a_medien/inhalte/FAQ/trommelvolumen.pdf wird im Abschnitt "Landsknechtstrommeln" auf die Effekte eingegangen, die durch die Vergrößerung von Durchmesser und Höhe erzielt werden. Besonders bemerkenswert sind die Sätze „...erhöht man die Zylindertiefe, muss auch der Durchmesser in Relation vergrößert werden.“ und „So besitzt eine Größe von 15“ x 19“ oder 16“ x 19“ ein größeres Klangvolumen als beispielsweise eine 14“ x 24“ oder sogar als das „Standardmaß“ 14“ x 19“.

Trommel für Straßenmusikanten, auch als Tambourin bezeichnet

Pére Marin Mersenne, L`Harmonie universelle, 1636

Ein „Tambourinaire“ spielt gleichzeitig zwei Instrumente, das Tambourin und die Galoubet, eine kleine Flöte mit drei Löchern. Diese Art der Musik ist in Frankreich zu Hause.

Quelle unbekannt, 1836

Links: (Straßenmusikanten-)Leinentrommeltrommel, Hessen (?), 17. Jh.

Rechts: (Infanterie-)Leinentrommel, Kurfürstentum Sachsen, Mitte 17. Jh. (eventuell auch später, da schon recht breite Spannreifen)

Mitte: Schultergurt für eine Trommel

Dauerausstellung im Grassi-Museum für Musikinstrumente Leipzig

Fazit

 

Eine Trommel dieser Zeitepoche sollte Abmessungen von ca. 50 x 50 cm haben.

 

Schnarrsaiten aus Darm waren zu dieser Zeit schon üblich.

 

Die Trommeln wurden mit Holzschlägeln geschlagen.

Trommel mit der Jahreszahl 1697,

verziert mit geflammten Dreiecken

Grassi-Museum für Musikinstrumente Leipzig

 

Für die Bemalung der Trommel wird das Motiv der schwedischen Reiterstandarte Figur 37 nach K. A. Wilke ausgewählt.

Standarten der schwedischen Kavallerie

Zeichnungen: K. A. Wilke

 

 

Es zeigt das für Schweden typische Motiv mit den 3 goldenen Kronen und die Initialen von Königin Christina (Regina Christina Sueciae / Königin Christina von Schweden). Dieses Motiv ist gut geeignet, da es rund um das Schallloch platziert werden kann.

Das auf Basis der Standarte Figur 27 gestaltete Motiv

für die Bemalung der Trommel

Zeichnung: Hartmut Schöttge

 

 

Das Motiv wird gezeichnet, gescannt, in einem passenden Maßstab gedruckt und auf die Trommel gepaust. Dann wird es mit weißem Lack ausgemalt. Nach dem Trocknen werden die weißen Flächen mit Goldlack überzogen. Zum Schluss erhält das Motiv noch schwarze Konturen.

 

Nach einer Woche Trockenzeit werden die beiden Spannringe und der Zylinder mit Bienenwachs poliert, um die Trommel wasserabweisend zu machen.

 

Die beiden Ösen für den Tragegurt werden in den Zylinder eingeschraubt.

 

Die Trommel wird in der Reihenfolge oberer Spannring, Schlagfell, Zylinder, Resonanzfell, unterer Spannring zusammengesetzt und mit der Leine locker verschnürt.

 

Aus Leder werden 8 Spanner und die zugehörigen kleinen Riemen hergestellt und an den 8 oberen Leinenenden eingebunden.

 

Aus grobem Leinen wird ein Stoffstreifen geschnitten. Dessen Enden werden nach innen umgeschlagen und angenäht. Dieser Stoffstreifen wird zwischen Schlagfell und Zylinder eingeschoben. Er dient der Dämpfung des Schlagfells.

 

Am unteren Spannring sind auf jeder Seite zwei Bohrungen. Hier wird mit zwei Drahtstücken ein Bündel Schnarrsehnen befestigt.

 

Nun werden noch am unteren Spannring drei Metallfüße angeschraubt, welche dafür sorgen, dass die Trommel nicht auf der Leine steht und diese mit der Zeit durchgescheuert wird.

 

Da die Trommel nun auf den Füßen steht, kann der Dämpfungsstreifen unter dem Schlagfell straffgezogen und die Trommel fest geschnürt werden.

Die fertige Trommel, deren Schallloch

mit den Initialen von Königin Christina

verziert ist.

Die Unterseite der Trommel

mit Schnarre und Metallfüßen

 

 

Die Oberseite der Trommel

mit Lederspannern und Dämpfungsstreifen